Dieses Buch hat mich wirklich begeistert, weil es eine vollständig neue Art zu leben, denken und handeln vorschlägt: konsequent nach den Regeln der Natur und zugleich kreativ und gestaltend. „Natur und Kunst – sie scheinen sich zu flieh’n und haben sich, eh man es denkt, gefunden“ schreibt Goethe. Es geht um eine Versöhnung des menschlichen Gestaltungswillens mit den Gesetzen der Natur.
Das Konzept der Permakultur ist in den siebziger Jahren von David Holmgren und Bill Mollison als ökologisches und landwirtschaftliches Konzept entwickelt worden. Mir ist es erstmals in der Dokumentation „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“ begegnet. Es ist auf viele Gebiete des Menschlichen Lebens übertragbar, weil es allgemeingültige Prinzipien formuliert. Darin ähnelt es den „7 Principles of Highly Effective People“ von Stephen R. Covey, wobei die Permakultur-Prinzipen viel weitgreifender sind. Die Prinzipien der Permakultur kann man neben der Ökologie und Agrikultur auch auf Kommunikation, Bildung, persönliche Entwicklung, Wissenschaft, Management und Führung, Ökonomie und viele andere Felder anwenden.
Um die Übertragbarkeit dieser Prinzipien zu verdeutlichen habe ich in meiner Sketchnote einen winzigen Aspekt herausgegriffen, der mich in Bezug auf die Wissenschaft sehr beschäftigt: Warum wird „Wissen“ so wenig in die Praxis übertragen? Bei den aktuell drängendsten Problemen der Menschheit mangelt es nicht an akademischem Wissen und Lösungsvorschlägen. Wir „wissen“ im Großen und Ganzen, was gegen den Klimawandel zu tun ist, wie wir unsere Gesundheit am besten erhalten können, welche Gründe Armut auf der Welt hat und wie Kriege zu verhindern wären. Wir wissen, wie wir handeln sollten … „aaaaber“, wird sofort jemand einwenden, „diese Probleme sind viel komplexer; so einfach kann man es sich nicht machen.“
Solange man aber Wissen nur konsumiert, d.h. liest, zitiert, in etablierten Bahnen denkt und Komplexität schematisch vereinfacht und fragmentiert, um Modelle zu bilden – solange kann man nicht wirklich begreifen, worum es geht. Vera Birkenbihl fasst diese Art von Wissen aus zweiter Hand in die Metapher vom Pfannkuchen backen. Es ist, sagt sie, als würde man stundenlang über das Pfannkuchenbacken reden, Rezepte diskutieren, Zutatenlisten auswendiglernen, Mehlsorten vergleichen – ohne jemals tatsächlich einen Teig anzurühren und eine Pfanne in die Hand zu nehmen. Holmgren kommt zu demselben Schluss: „Wissen kann nur durch persönliche Erfahrung integriert.“ Und das geschieht in unseren Bildungsinstitutionen und Kommunikationsmedien nun mal sehr oft nicht.
Aus diesem und anderen Gründen lautet Prinzip No. 1 der Permakultur „Beobachte und interagiere“. Wer nun neugierig (oder wütend) geworden ist, dem kann ich dieses phantastische Buch nur ans Herz legen, denn es enthält noch elf weitere Prinzipien, über die man trefflich nachdenken und streiten kann – und die einen vor allem zum Handeln inspirieren.
Permakultur – Gestaltungsprinzipien für zukunftsfähige Lebensweisen
von David Holmgren
Buch über genialokal.de bestellen
Sehenswert sind auch die folgenden beiden Dokumentarfilme, die sich auf ganz unterschiedliche Art mit den Prinzipien der Permakultur auseinandersetzen: